Fragen & Antworten

Ich träumte vor über zehn Jahren – vermutlich noch viel länger – eines Nachts von einer Kräuterfrau, die einen schwerverletzten Mann bei sich aufnahm und pflegte. Dieser Traum hat mich lange begleitet. Nach und nach nahmen diese beiden Personen in meinem Kopf immer konkretere Formen an. Ich kannte sie bald sehr gut und sie fingen an, zu handeln. Es entwickelte sich eine ganze Geschichte, die ich niederschreiben wollte. Damals hatte ich keine Ahnung vom Schreiben – ich wusste nichts von Plot und Figurengestaltung. Nichts über Spannungsbögen und Wendepunkte. Aber ich spürte diese Geschichte und die Figuren drängten regelrecht darauf, dass ich sie niederschrieb.

So ist es bis heute. Für mich fühlt sich das Schreiben von Geschichten weniger so an, dass ich mir etwas ausdenke. Sondern ich habe eher den Eindruck, dass es da irgendwo Figuren gibt, die etwas zu sagen haben. Und aus denen sich die Geschichte entwickelt. Es ist mir bis heute ein Rätsel – ein wunderbares, aufregendes Rätsel – woher genau diese Figuren stammen. Ich nehme an, dass sie ein Teil von mir sind. Es ist für mich jedes Mal magisch, wenn dieser Fluss im Schreiben einsetzt und ich spüre, wohin die Figuren wollen. Und vor allem, wenn es für meine Leser*innen dann ebenfalls so viel Sinn ergibt, wie für mich. Und die Geschichte sie genauso packt.

Bei einem Sachbuch habe ich viel stärker den Eindruck, dass ich mich selbst aktiv einbringe. Es gibt eine logische Struktur – ein Ziel. Beispielsweise die Vermittlung von Wissen oder von energetischen Techniken.

Um mit Bildern zu sprechen: Ein Sachbuch hat für mich sehr geordnete Struktur, wie beispielsweise eine Leiter. Kapitel eins ist die erste Sprosse. Man erklimmt sie und dann kommt die zweite Sprosse. Bis man oben angekommen ist.

Ein Roman ist für mich wie ein Gemälde, das etwas darstellt – beispielsweise einige Personen. Auf den ersten Blick denkt man, es ist alles klar, das sind diese und jene Personen. Aber je länger man sich damit beschäftigt, je mehr Details man erkennt, desto intensiver spürt man, dass es in dem Bild viele Ebenen gibt, die man erkunden kann. Die man teilweise nur spüren und nicht konkret sehen kann.

Eine Geschichte hat für mich ein Eigenleben, das weit über die Handlung an sich weitergeht. Wenn ich mich mit einer Geschichte identifiziere, dann fühlt es sich für mich so an, als würde sie sich mit jeder einzelnen Zelle verbinden und mich verändern.

Ich möchte damit nicht sagen, dass Romane viel besser sind als Sachbücher – überhaupt nicht. Ich bewerte das nicht. Es sind für mich zwei völlig verschiedene Formen, etwas weiterzugeben.

Schreiben ist für mich das Verdichten von Erfahrungen. Ich schöpfe aus meinem Erfahrungsschatz und versuche, immer mehr an die Essenz meiner Erfahrung zu gelangen – sie immer mehr zu verdichten – um sie dann so weiterzugeben, dass der Leser/die Leserin emotional und geistig daran teilhaben und im besten Fall davon profitieren kann.

Und das kann ich in Form eines Sachtextes tun – oder in Form einer Geschichte. Je nachdem, welche Art ich wähle, werde ich andere Reaktionen in den Leser*innen auslösen.

Meistens ist es so, dass mir ein Thema einfällt, über das ich gerne schreiben würde. Also beispielsweise der Umgang mit Trauer oder die große Liebe nach dreißig Jahren wiederzutreffen. Und wenn ich einige Zeit darüber nachdenke, nimmt eine Figur in mir Gestalt an. Jemand, der oder die diese Erfahrung in einem Roman machen könnte.

Und dann läuft ein Prozess ab, den man sich ähnlich vorstellen kann wie eine Aufstellung: ich fange an, meine Figur zu spüren und zu verstehen. Es ist weniger so, dass ich mir die Geschichte ausdenke. Sondern ich frage meine Figuren, was sie erleben, spüren, wahrnehmen. Wie sie denken. Und nach langer Zeit des Nachdenkens, Schreibens und zahllosen Überarbeitungen gibt es dann eine Geschichte.

Übrigens: Wenn ich bei einer Figur den Zugang nur schwer finde oder in der Geschichte nicht weiterkomme, nutze ich auch gerne die Methode der Aufstellung ganz konkret. Und immer wieder beeindruckt, wie gut die Repräsentant*innen meine Figuren verstehen. Vielen Dank an meine liebe Kollegin Karen Binder-Neschi, die mich und meine Figuren an ihren Aufstellungen teilnehmen lässt.

Die älteste Version meiner allerersten Geschichte, die ich auf meiner Festplatte gefunden habe, stammt von März 2011. Ab Herbst 2011 nahm ich am zweijährigen Lehrgang Literarisches Schreiben am Institut für Narrative Kunst teil. Und seither schreibe ich – mehr oder weniger intensiv.

Es gibt unglaublich viele Autorinnen und Autoren, die mich sehr beeindrucken. Um nur einige zu nennen: John Steinbeck, George Orwell, Virginia Woolf, Juli Zeh, Stephen King, Sebastian Fitzek …

Als Vorbilder sehe ich aber eher diejenigen an, die in einem ähnlichen Genre wie ich schreiben – und zu ähnlichen Themen. Da würde ich folgende als Vorbilder nennen: Jojo Moyes, Nicholas Sparks, Eileen Wilks und Charlaine Harris.

Einige 🙂 Laut meiner Festplatte sind es zehn, wobei im Frühjahr 2023 der erste Roman herauskommt. Dann bleiben noch neun in der „Schublade“.